Fünf Fragen an die Initiatoren des DFPK

Dieses Jahr findest das DFPK bereits zum 15. Mal statt. Doch wie ist das Forum überhaupt entstanden? Wer hat es gegründet und was hat sich seitdem verändert? Niemand weiß das besser als die Initiatoren des Projektes. Drei von ihnen stehen uns Rede und Antwort. Wir stellen 5 Fragen an…

asasd

… Jasmin Schemann-Gerull

1. Was hat Dich zur Initiierung des DFPK bewegt?

Wir waren 2005 eine Handvoll befreundete und engagierte Studierende, wissenschaftliche Hilfskräfte und Mitarbeiter, Bachelor- wie Magister Studierende, die sich für dieses „Projekt“ zusammenschlossen.

Christian Wolf hatte die Idee, eine politische Tagung zu organisieren, die sich explizit an den Nachwuchs, an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wendet, zu Fragestellungen der Politischen Kommunikation. Viele von uns arbeiteten neben dem Studium als studentische Hilfskräfte am Sozialwissenschaftlichen Institut der HHU. Wir waren darum oft auf Tagungen, quer im Land, zu Gast. Ich konnte bspw. Susanne Keuneke oft zu den DGPuK-Tagungen belgeiten, das hat mir immer riesig Spaß gemacht.

Was uns aber fehlte, war eine gewichtige Stimme von bzw. für uns noch-Studierende. Auf den Tagungen lauschte man ja doch eher andächtig den Beiträgen und schaute sich interessiert die Poster an; Wortbeiträge kommen hier idR nicht von Studierenden.

An diesem Punkt griff unsere Überlegung, eine Tagung rein für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu initiieren: Mit eigenen Moderationen, eigenen einzureichenden Abstracts, eigenen Postern, einem eigenen Review-Verfahren und abschließenden Tagungsbänden in eigener Herausgeberschaft.

Unsere Lehrenden aus dem Sozialwissenschaftliche Institut haben uns in unserer Idee – und später auch in der Implementierung zur festen Verankerung des DFPKs am Institut, inkl. Kreditierung – sehr unterstützt, insb. Susanne Keuneke und Ralph Weiß, aber auch viele andere. Ich möchte das an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betonen, denn sonst hätte es diese Tagung zum einen vielleicht nicht gegeben und zum anderen könnten wir nicht das 15-jährige Jubiläum feiern. Wahnsinn, oder? Das DPFK ist fast volljährig! Ein schöner Rückblick, mit Anekdoten, wie alles begann, findet sich hierzu auf der DFPK-Homepage.

2. Über die Jahre wurde über eine Bandbreite an Themen bei der Podiumsdiskussion diskutiert. Bei Euch ging es damals um die Frage: „Politische Kommunikation: Eine neue Disziplin oder ein gutes Geschäft?“. Besitzt diese Fragestellung Deiner Meinung nach noch Aktualität?

Das ganze Feld der Politischen Kommunikation (PK) war in einer Art revolutionären Umbruch, jedenfalls empfand ich das damals so. Hierfür möchte ich einige Beispiele geben:

NapoKo hat sich 2004 gegründet. Seit der Gründung arbeitet die Fachgruppe „Kommunikation und Politik“ der DGPuK eng mit NapoKo zusammen. Auch der interdisziplinäre Masterstudiengang „Politische Kommunikation“ an der HHU war noch ganz jung. Es gab, natürlich, eine Vielzahl an wissenschaftlichen Neuerscheinungen, die sich den Themenfeldern der PK widmeten.

Ein hoch spannendes Feld, das m.E. niemals an Aktualität verlieren wird, eben weil sich die PK selbstreferentiell und wissenschaftlich hoch reflektiert immer wieder selber überprüft und neu an die eigenen Themenfelder heran geht. Durch die genuine Interdisziplinarität und damit verbundenen Komplexität des Faches ist immer Bewegung in der Materie, m.E. ist es fast unmöglich, nicht immer auch einen aktuellen Bezug zu finden.

Beispiele: Nehmen wir das Podiums-Thema aus 2007 „EU-Verdrossenheit? Verpasste Chancen und zukünftige Möglichkeiten in der politischen Kommunikation der Europäischen Union“, kann man als Frage 1:1 heute bringen und neu wissenschaftlich untersuchen. Oder 2008 „Die Republik in Gefahr? – Angst als politische Strategie“, mehr aktuelle Brisanz geht nicht. Auch zum Thema aus 2010 „Politik – Deutsch, Deutsch – Politik. Politikvermittlung zwischen Floskeln und Fachjargon“ werden weiterhin jedes Jahr unzählige Abschluss-arbeiten geschrieben. Das Thema aus 2013: „Sprechen Sie EU? Das kommunikative Versagen einer großen Idee“, ist leider immer noch resp. wieder aktuell. Ebenso hat das Podiumsthema aus 2017 seine Brisanz nicht eingebüßt „Teile dieser Diskussion könnten Sie verunsichern – Wie Medien und Politik unser Sicherheitsgefühl beeinflussen“.

Die kurze Antwort auf die Frage lautet also: Ja!

3. Dieses Jahr beschäftigen wir uns mit der Rolle Künstlicher Intelligenz im politischen Diskurs unter der Überschrift „Hey Siri, wen soll ich wählen?“. Was sagst Du zur Themenwahl?

Beglückwünschen möchte ich Euch dazu. Hochaktuell und am Puls der Zeit, so wie sich die gesamte Themenwahl zum DFPK-Podium der vergangenen 15 Jahre zum einen als kleine Zeitreise der seinerzeit aktuellen Themen lesen aber auch immer wieder neu auf bestehende Verhältnisse übertragen und wissenschaftlich untersuchen lässt. Wir sprechen uns in fünf Jahren wieder, Euer Thema wird nicht an Aktualität verloren haben, lediglich die Herangehensweise der wissenschaftlichen Betrachtung erfährt neue Akzente.

Ich werde auf jeden Fall da sein und freue mich sehr auf das Podium und den Austausch!

Die Teilnahme an der Podiumsdiskussion ist für uns Alumni*ae übrigens immer fest in unseren Kalendern eingetragen, auch um den Kontakt untereinander und zur HHU resp. dem DFPK zu pflegen.

4. Was machst Du heute beruflich, hast Du mit politischer Kommunikation zu tun?

Ich arbeite als Referentin an der Hochschule Düsseldorf, für den Vizepräsidenten für Studium, Lehre und Internationales. Das Hochschulumfeld habe ich nach dem Studium nur kurz verlassen, zu groß ist meine Faszination und Begeisterung zu Hochschule und Wissenschaft.

Meine Stelle impliziert, dass die verwaltungsseitigen Themen überwiegen, da ich nicht an einem Institut oder Fachbereich angesiedelt bin. Unter gelungener Hochschulpolitik verstehe ich aber immer den engen Austausch und Diskurs aller Beteiligten, Gremien und Zielgruppen, hier gilt es jeden Tag neu kommunikative Brücken zu schlagen, Kompromisse zu finden, Gremien, Fachbereiche, Institute und ihre Mitglieder untereinander zu versöhnen – ich liebe das! Von daher ordne ich die Art und Ausgestaltung meiner Beschäftigung ganz klar der politischen (Hochschul-) Kommunikation zu, wenngleich natürlich die Herangehensweisen teilweise anders sind, als wenn ich rein wissenschaftlich tätig wäre.

5. Was wünschst Du dem DFPK für die Zukunft?

Das 15.-jährige Bestehen des DFPK ist ein phantastisches Jubiläum. Habt Ihr viel Freude mit dieser Jubiläums-Tagung!

Bei uns sind lebenslange Freundschaften darüber entstanden. Natürlich kannte man sich auch schon vorher, so eine selbst organisierte Tagung schweißt aber dann auch noch einmal mehr und enger zusammen. Insbesondere auch die Herausgabe der Tagungsbände im Anschluss an das DFPK, die ich drei Mal begleiten durfte, ist eine besondere Aufgabe: besonders zeitintensiv und besonders schön.

Dem zukünftigen DFPK wünsche ich genauso engagierte Studierende und Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler wie Ihr es seid und wir es waren. Ich wünsche ihm konspirative Podien, diskursive Dialoge, erfrischende Streitgespräche, anregende Abschlussarbeiten und phantastische Poster.

In drei Jahren wirst Du Volljährig, DFPK. Mich freut das sehr!

asasdasd

… Lutz Hofer

1.Was hat Sie zur Initiierung des DFPK bewegt?

Im Prinzip eine ganz einfache Feststellung: Das Forschungsfeld „Politische Kommunikation“ hält viele Fragen bereit, aber auch Studierende, die sich für diese Fragen interessieren, halten darauf viele Antworten und frische Ideen bereit. Ein Forum für Austausch darüber fehlte 2004 aber. Ich fand es damals und finde es noch heute jammerschade, wenn ich sehe, wie großartige Projekt- oder Abschlussarbeiten zu unserem Feld in der Schublade verschwinden. Das muss nicht sein, dachten wir. Man konnte natürlich, was viele von uns schon regelmäßig getan haben, aus eigenem Interesse auf die großen Fachtagungen der DGPuK oder DVPW gehen und zuhören. Slots für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gab es dort aber nicht. Und die Bereitschaft der arrivierten Fachkolleginnen und -kollegen, Studierende in Projekte und auch in den Vortrag auf einer Fachkonferenz einzubinden, war damals auch noch nicht so ausgeprägt. Mit dem DFPK haben wir dann ein Format geschaffen, um die eigene Arbeit in einer konstruktiven, neugierigen Atmosphäre auf Augenhöhe mit dem Publikum zu präsentieren. Und dafür selber eine Tagung inklusive Call for Papers, Reviewverfahren, Finanzierung, Veranstaltungsmanagement und anschließender Publikation zu organisieren – das schult ungemein und macht dazu auch noch, bei aller Arbeit, großen Spaß.

2. Über die Jahre wurde über eine Bandbreite an Themen bei der Podiumsdiskussion diskutiert. Bei Ihnen ging es damals um die Frage: „Politische Kommunikation: Eine neue Disziplin oder ein gutes Geschäft?“. Besitzt diese Fragestellung Ihrer Meinung nach noch Aktualität?

So, wie wir die Frage damals meinten: nein. Politische Kommunikation ist inzwischen eine etablierte und zunehmend stärker professionalisierte interdisziplinäre Teildisziplin innerhalb der Kommunikationswissenschaft, in geringerem Maße auch innerhalb der Politikwissenschaft. Das liegt auch daran, dass die Fragen, denen sich das Feld zu stellen hat (und stellt), nicht weniger geworden sind, und schon gar nicht weniger komplex. Das gilt auch für die Relationen zwischen Politik, Medien und Gesellschaft wie für jeden Winkel dieses Dreiecks. Die Wandlungsprozesse der letzten 15 Jahre, seit es das DFPK gibt, sind ja immens. Das kommerzielle Management der Kommunikationsbeziehungen war damals stark im Wachsen begriffen und von Begriffen wie „Amerikanisierung“ und „Professionalisierung“ geprägt. Heute treten Spezialisierung und Digitalisierung hinzu. Politische Kommunikation ist also immer noch ein gutes Geschäft. Der provokante Aufhänger in 2004 war eigentlich damals eher schon ein „und“ statt ein „oder“. Wollte man die Frage heute neu stellen, sollte man vermutlich noch einmal deutlicher vor normativen Hintergrundfolien fragen, ob und wie Forschung zu politischer Kommunikation innerhalb des Wissenschaftsbetriebs und hinsichtlich gesellschaftlicher Resonanzen zu einem lohnenden Geschäft geworden ist bzw. werden sollte. Solche Selbstreflexionen sind für ein breiteres Publikum einer Podiumsdiskussion aber wenig spannend. Deshalb habt ihr, Jubiläum hin oder her, dann auch ein deutlich besseres Thema gewählt.

3. Dieses Jahr beschäftigen wir uns mit der Rolle Künstlicher Intelligenz im politischen Diskurs unter der Überschrift „Hey Siri, wen soll ich wählen?“. Was sagen Sie zur Themenwahl?

Podiumsdiskussionen beim DFPK sind exakt das: aktueller, kritischer Anstoß und Ausblick auf zukünftige Entwicklungen für politische Kommunikation. Mit dem Thema habt ihr also ins Schwarze getroffen! Ich bin übrigens auch sicher, Gerhard Vowe ist begeistert, dass sich damit einige der bis dato 226 Aufrufe seines Vortrags auf Youtube erklären lassen. Die Bedeutung von KI für politische Kommunikation und damit für die Verfasstheit und Leistungsfähigkeit von politischer und kommunikativer Strukturen, Prozesse und Akteure wird zunehmen und an einigen alten Gewissheiten rütteln. Das geschieht aber nicht im luftleeren Raum. Als Forschende zu politischer Kommunikation müssen wir daher umso mehr weiterhin das Ganze im Blick behalten – empirisch wie theoretisch.

4. Was machen Sie heute beruflich, haben Sie mit politischer Kommunikation zu tun?

Derzeit arbeite ich an der Universität Mainz. Dem Feld „Politische Kommunikation“ bin ich bislang auf allen Stationen (Düsseldorf, Amsterdam, wieder Düsseldorf, Nürnberg, erneut Amsterdam, dann Mannheim und jetzt Mainz – Wissenschaft ist eine Reise) immer treu geblieben. Das hat übrigens vor allem damit zu tun, dass mir die Düsseldorfer Kolleginnen und Kollegen im Studium nicht nur exzellent das Handwerkszeug sozialwissenschaftlicher Forschung beigebracht haben, sondern auch für das Fach zu begeistern wussten. Dafür bin ich bis heute dankbar. Neben Forschung zu politischer Personalisierung konzipiere ich aktuell ein Weiterbildungsprogramm für Studierende, diesmal im Bereich der praxisbezogenen Kommunikationsberatung mit Fokus auf Social Media. Zusammen mit Studierenden und Ehemaligen, die heute in Kommunikationsberufen arbeiten, wollen wir als Institut unseren eigenen Wissenstransfer stärken. Schließlich beschäftigt sich unsere Forschung immer mit gesellschaftlich relevanten Fragen von Kommunikation; das ist nicht nur innerhalb des Wissenschaftssystems für Studierende und andere Forschende relevant, sondern auch außerhalb der Wissenschaft; und wir wollen uns im Dialog auch irritieren lassen durch das, was in der Praxis passiert, oft schon bevor es auf dem Radar der Wissenschaft auftaucht. Gerade vor dem Hintergrund sich rasant wandelnder Kommunikationsprozesse scheint mir das wichtig und ein gutes Übungsfeld für Studierende, die selber einmal in (politische) Kommunikationsberufe gehen wollen.

5. Was wünschen Sie dem DFPK für die Zukunft?

Ich würde mich freuen, 1. wenn das DFPK weiterhin ein Format bleibt, in dem Neugier und Lust auf Wissenschaft spürbar werden und das auch jenseits Studienleistungen Spaß macht, zu organisieren, 2. wenn das DFPK genau dadurch – auch in der Wahrnehmung andernorts Lehrender – der „place to go“ bleibt für Studierende der politischen Kommunikation aus unterschiedlichsten Fächern und sie zum Einreichen ihrer Arbeiten ermutigt und 3. wenn das DFPK zukünftig die Unterstützung erhält, die ihm seit vielen Jahren durch die Düsseldorfer Kolleginnen und Kollegen und viele großzügige Förderer zuteil wird.

asdasd

… Christian Wolf

1.Was hat Sie zur Initiierung des DFPK bewegt?

In erster Linie die Lust, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Der inhaltliche Impuls kam aus der Auseinandersetzung mit der beruflichen Zukunft. Wir wollten eine Möglichkeit für uns und den wissenschaftlichen Nachwuchs in diesem Forschungsfeld insgesamt schaffen, sich schon frühzeitig, also während des Studiums oder der Promotion, mit der (Berufs-)Welt der Wissenschaft ganz pragmatisch und lebensnah auseinander zu setzen. Konkret: die eigene Arbeit bei einer Fachtagung einzureichen, diese vorzutragen, darüber zu diskutieren und im Nachgang zu publizieren.

2. Über die Jahre wurde über eine Bandbreite an Themen bei der Podiumsdiskussion diskutiert. Bei Ihnen ging es damals um die Frage: „Politische Kommunikation: Eine neue Disziplin oder ein gutes Geschäft?“. Besitzt diese Fragestellung Ihrer Meinung nach noch Aktualität?

Nein. Inzwischen ist klar: Es ist eine eigenständige Disziplin UND ein gutes Geschäft geworden. Nach meiner Wahrnehmung hat sich das Berufsfeld PK vollständig etabliert und ausdifferenziert. Viele Besucher des DFPK aus den Anfängen sind inzwischen fest in der Szene verankert. Sei es in der Wissenschaft, in der Politik, in den Medien oder bei Agenturen und anderen Firmen.

3. Dieses Jahr beschäftigen wir uns mit der Rolle Künstlicher Intelligenz im politischen Diskurs unter der Überschrift „Hey Siri, wen soll ich wählen?“. Was sagen Sie zur Themenwahl?

Ich finde das Thema großartig! Wir können uns gar nicht genug mit den Einflüssen dieser Technologie beschäftigen und versuchen, eine Haltung und Meinung zu entwickeln. Ich befürchte nur, die Tatsachen werden uns alle mehr überrollen, als das wir mit Bedacht vorgehen könnten. Wie schnell mag aus dem Wahl-O-Mat eine KI werden, die unsere Profile analysiert und dann einen Wahlvorschlag macht. Ob Siri, Alexa oder Cortana. Und die Menschen sind und bleiben bequem. Wer weiß, ob wir nicht unseren Verstand „abgeben“ und zu einer „Idiocracy“ verkommen.

4. Was machen Sie heute beruflich, haben Sie mit politischer Kommunikation zu tun?

Nur noch sehr indirekt. Ich bin Finanzdezernent der Heinrich-Heine-Universität.

5. Was wünschen Sie dem DFPK für die Zukunft?

Bestand! Es ist eine tolle Institution geworden, die allen Teilnehmenden, vor und hinter den Kulissen, bereichert. Das soll so bleiben.

Wir bedanken uns herzlich bei Jasmin Schemann-Gerull und Christian Wolf für das Interview!

Fünf Fragen an die Initiatoren des DFPK